Briefe gegen den KriegTiziano Terzani
Gebundene Ausgabe
Oriana Fallaci und Tiziano Terzani - sie, die leidenschaftliche, kulturkämpferische Verteidigerin der westlichen Werte- und Lebenswelt, er, der Versöhnung und Frieden suchende Mahner. Beide stammen aus Florenz. Sie war als Kriegsreporterin und er als Spiegel-Korrespondent viele Jahre in Asien unterwegs. Und für beide waren die Anschläge auf das World Trade Center der Anlass, jahrelanges Schweigen sprachgewaltig zu durchbrechen. Damit sind die Gemeinsamkeiten aber erschöpft, denn die Schlussfolgerungen, die beide ziehen, können unterschiedlicher nicht sein. < P> Während Fallaci ihren überwallenden Gefühlen mit einer anklagenden Standpauke über die Blindheit der westlichen Welt vor der islamischen Gefahr die Schleusen öffnet ( Die Wut und der Stolz), fällt Terzanis Antwort auf den Wutausbruch seiner Literatenkollegin sehr viel besonnener aus. Er verbindet mit dem 11. September 2001 vor allem Hoffnung: Hoffnung darauf, dass sich die " Menschen des Westens auf ihre besondere Verantwortung besinnen", indem sie ihre überhebliche Sicht der islamischen Kultur und Lebensart überdenken. Was er dann in Form von sieben Briefen beschreibt, sind allerdings die Stationen der Enttäuschung dieses Wunsches. Auf einer Reise durch das Krisen- und Kriegsgebiet erfährt Terzani, wie sehr unausrottbare Vorurteile die gegenseitige Wahrnehmung prägen. Den U S-amerikanischen Weg hält er für grundlegend falsch. Es bringe nichts, so Terzani, die Gewaltspirale noch schneller zu drehen, vielmehr wäre es sinnvoll, den islamischen Ländern bei "der Isolierung ihrer fundamentalistischen Splittergruppen" zu helfen. < P> Terzanis Mahnung, intensiver darüber nachzudenken, warum Menschen sich selbst zu Bomben umfunktionieren, ist notwendig. Seine Ankündigung, dass "im Chor der Meinungen auch jene Stimme zu Wort kommt, welche auf die andere Seite der Wahrheit hin weist", hat er mit seinem Kontrapunkt zu Fallacis Wutausbruch mehr als eingelöst. < I>-Dr. Manfred Schwarzmeier
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