Tödlicher Irrtum. Die Geschichte der RAFButz Peters
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Die Akten, die die Ermittlungsbehörden in drei Jahrzehnten über die "Rote Armee Fraktion" angefertigt haben, umfassen nicht weniger als 11 Millionen Seiten. Dies allein ist ein klares Indiz dafür, wie sehr die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland über viele Jahre auch eine Geschichte des bewaffneten Kampfes gegen diese Republik gewesen ist. Dutzende Menschen fanden durch die RAF den Tod, bevor die dritte und letzte "Generation" der deutschen Terrororganisation 1998 ihre Selbstauflösung bekannt gab. Butz Peters legt mit Tödlicher Irrtum eine minutiöse, glänzend recherchierte Dokumentation der Geschichte der RAF vor, von ihren ersten Anfängen Ende der sechziger Jahre an bis zum Ende der neunziger Jahre. Der erste Eintrag der am Ende des Bandes abgedruckten Chronologie vermerkt die Frankfurter Kaufhausbrände am 2. und 3. April 1968 und die Festnahme von Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Thorwald Proll und Horst Söhnlein. Das letzte Datum ist der 15. September 1999, an dem das RAF-Mitglied Horst-Ludwig Meyer bei einem Schusswechsel mit der Wiener Polizei starb und Andrea Klump verhaftet wurde. Dazwischen: Zahllose Banküberfälle, Sprengstoffanschläge, Flugzeugentführungen, Geiselnahmen und kaltblütige Erschießungen. Und: Zerstöre Leben sonder Zahl. Auch die Kinder von Baader, Meinhof, Ensslin und Co. wurden Opfer des "Befreiungskampf" ihrer Eltern. Von all dem berichtet Peters in angemessener, dokumentarischer Distanz. Sein Urteil indes ist deutlich - und ebenso angemessen: Als "armselig" bezeichnet er den 510-zeiligen Abgesang auf den bewaffneten Kampf 1998 ("Heute beenden wir dieses Projekt"): Kein einziges Wort über die 34 von der RAF ermordeten Menschen. "Kein Wort an die Angehörigen. Und kein Wort an die von ihr Verstümmelten (?). Ein armseliger Abgang." In der Tat! - Andreas Vierecke
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