Die Tat als Bild. Fotografien des Holocaust in der deutschen ErinnerungskulturHabbo Knoch
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Um es vorweg zu nehmen: Habbo Knochs Untersuchung setzt Maßstäbe. Die 1. 100 Seiten starke Monografie des Historikers, die auf seiner Dissertation beruht und sich an das Fachpublikum richtet, besticht nicht nur durch ihre Materialfülle, sondern auch durch methodischen Einfallsreichtum und äußerste Präzision. < P> An keiner Stelle verliert der Autor seine Fragestellung aus den Augen: Welche Rolle spielten Fotografien des Holocaust in der deutschen Erinnerungskultur? Nicht nur die Kontroverse um die so genannte Wehrmachtsausstellung, die ja das Dilemma zwischen der Glaubwürdigkeit von Fotos als Beweismittel einerseits und der manipulativen Anfälligkeit der Bilder andererseits verdeutlichte, spricht für die Relevanz des Themas. Fotografien, so Knoch, "dienen als Beweise, symbolische Verdichtungen" des Geschehenen für diejenigen, die es nicht erlebt haben. < P> Dass diese " Beweise" in der deutschen Erinnerungskultur in verschiedenen Phasen unterschiedlich eingesetzt wurden, arbeitet der Autor überzeugend heraus. Nach der schockartigen Sturzwelle unmittelbar nach Kriegsende, folgte eine Phase der Verdrängung. Seit 1955 bildete sich dann das "visuelle Inventar" der Erinnerung durch Bilder in verschiedenen Medien ( Buchpublizistik, Ausstellungen, Schulbücher, Tages- und Wochenpresse, Illustrierte und Filme). Mittels Semiotik, quellenkritischer Methoden und ikonografischer Verfahren erschließt der Autor die unterschiedlichen Gebrauchsweisen. < P> Beispiele wie die massive Einflussnahme der deutschen Regierung im Falle des Films < I> Nacht und Nebel von Alain Resnairs, die 1956 dazu führte, dass der Streifen von der Nominierungsliste für die Filmfestspiele in Cannes gestrichen wurde, belegen die bekannte Tatsache, wie sehr Erinnerung doch politischen Konjukturen ausgesetzt ist. < P> Mit dieser beeindruckenden Analyse, die mit einem umfangreichen Quellen- und Literaturverzeichnis versehen und über verschiedene Register leicht zu erschließen ist, kann diese Forschungslücke als geschlossen gelten. < I>-Dr. Manfred Schwarzmeier
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