Uli Jon Roth & Guests - Legends of Rock - Live at Castle DoningtonDVD
Auch im Jahr 2001 kann man also mit klassischem Hardrock noch die Massen hinter dem Ofen vorlocken - dieses Konzert von Uli Jon Roth vor dem englischen Castle Donington liefert den Beweis. Uli Jon Roth gab seinen Einstand in der Rock-Szene 1973 bei den Scorpions, als er Michael Schenker an der Lead-Gitarre ersetzte, der zur britischen Spacerock-Legende U F O gewechselt war. Für viele Hardrock-Fans waren die Scorpions nie wieder so gut wie zu dieser Zeit, als Roth einen großen Teil der Songs schrieb. 1978 verließ Roth die Scorpions und erspielte sich in der Folge mit seinem Power-Trio Electric Sun einen Ruf als einer der besten Gitarristen der internationalen Rock-Musikszene. Besonders mit seinen virtuosen Soloeinlagen erregte der gebürtige Düsseldorfer Aufsehen, seine Gesangsleistungen konnten da nur schwer mithalten. Etwa ab Mitte der 80er-Jahre wurde es still um den Mann mit den langen blonden Haaren und der ausgefallenen Garderobe, der sich in sein Schloss in Wales zurückzog und sich verstärkt mit New Age und klassischer Musik beschäftigte. Erst Ende der 90er trat er noch einmal auf die Bühnen der internationalen Rock-Musik, als er einer Einladung von Joe Satriani zu dessen G3-Tournee folgte. Dass er in der Zwischenzeit das Gitarrespielen nicht verlernt hat, bewies Uli Jon Roth eindrucksvoll im Juni 2001, als er sich mit geladenen Gästen aus der großen Zeit des Rocks ein Stelldichein vor dem englischen Castle Donington gab, selbst Schauplatz legendärer Hardrock- und Heavy-Metal-Konzerte. Als Gäste hatte er keine Geringeren als den ehemaligen Cream-Bassisten Jack Bruce und die fast komplette Originalbesetzung von U F O eingeladen, Saitenhexer Michael Schenker eingeschlossen. Das Konzert beginnt mit Stücken aus Roths Zeit mit Electric Sun, dann betreten U F O die Bühne und lassen es zusammen mit Roth bei ihrem Klassiker " Let It Roll" gewaltig krachen. Zu beobachten, wie sich die beiden brillanten Saitentechniker Schenker (der mit Rauschebart, Sonnenbrille und Shorts aussieht wie der Weihnachtsmann auf Sommerurlaub) und Roth bei " Rock Bottom" gegenseitig die Bälle zuwerfen, Motive des jeweils anderen aufgreifen und weiterentwickeln, ist eine Sternstunde für jeden Fan ausgedehnter Gitarrensoli. Der Auftritt von Jack Bruce mit den Cream-Klassikern " Sunshine Of Your Love" und " White Room" lässt dann für einen Moment die Zeit der Supergruppe in den 60er-Jahren wieder lebendig werden. Das Erstaunliche daran: Roth und Bruce hatten für diesen Auftritt nicht ein einziges Mal geprobt - und dem legendären Bassisten steht die Unsicherheit über diese Tatsache anfangs deutlich ins Gesicht geschrieben. Das Experiment gelingt jedoch ausgezeichnet: ein deutliches Zeichen für Roths erstaunliche Fähigkeit, sich auf andere Musiker einzustellen. Nachdem Bruce die Bühne wieder verlassen hat, lässt Roth seiner Leidenschaft für die Musik von Jimi Hendrix freien Lauf und stellt seine virtuose Spieltechnik in " All Along The Watchtower" und " Little Wing" unter Beweis, die auf Roths spezialangefertigter Gitarre gespielt zwar nicht ungewöhnlich, aber auch keineswegs schlecht klingen. Den Höhepunkt findet das Konzertereignis schließlich in dem improvisierten " Fireworks Jam", mit dem Roth eigentlich nur die Zeit bis zum Beginn des abschließenden Feuerwerks überbrücken wollte. Plötzlich steht jedoch Jack Bruce wieder auf der Bühne - ohne dass dies vorher abgesprochen war - und aus dem Lückenfüller wird eine zwölfminütige Jam-Session, die sich zusammen mit dem spektakulären Feuerwerk zu einem beeindruckenden Musikerlebnis verbindet, das sich niemand entgehen lassen sollte, der sich für den Hardrock der 60er- und 70er-Jahre begeistern kann. -Albrecht Volk
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