Die falsche VerheißungJohn Gray
Gebundene Ausgabe
Damals, als Margaret Thatcher Premierministerin von Großbritannien war, war John Gray ein einflußreicher konservativer Denker, dessen Bücher halfen, den " Laissez-faire"-Markt Großbritanniens wiederzubeleben. Nun, da die Verfechter des freien Marktes darauf aus sind, die (überwiegend) nachkommunistische Welt nach ihrem Bilde umzuwandeln, erlebt Gray eine Phase der Apostasie. < P> < I> Die falsche Verheißung vertritt den Standpunkt, daß der globale Kapitalismus weit davon entfernt ist, ein ökonomisches Paradies zu schaffen; vielmehr könne er, sich selbst überlassen, "die freiheitliche Zivilisation sehr wohl zerstören". Gray legt Wert darauf, den "globalen Kapitalismus" von der " Globalisierung" zu unterscheiden, die er als eine breitere Tendenz dazu definiert, "das zunehmende Zusammenwirken des wirtschaftlichen und kulturellen Lebens in weit auseinanderliegenden Teilen der Welt herbeizuführen". Daß die verschiedenen Gesellschaften überall in der Welt einen engeren Kontakt zueinander bekommen werden, ist unvermeidlich; daß sie dies unbedingt in einem freien Markt tun werden, besonders in einem, der im wesentlichen von angloamerikanischen ökonomischen Werten geprägt ist, ist es jedoch nicht. < P> Im Gegenteil, meint Gray und verweist auf die kürzlich aufgetretenen Krisen in Asien und Rußland - ein solches Modell bringt Gesellschaften nicht zusammen; es ist vielmehr in der Lage, sie auseinanderzureißen. " Ein weltweiter freier Markt", warnt er, "ist nicht mehr selbstregulierend als die nationalen freien Märkte der Vergangenheit. . . Ohne eine radikale Reform, droht die Weltwirtschaft auseinanderzufallen in einer - gleichzeitig tragischen und absurden - Wiederholung der Handelskriege, der Abwertungswettläufe, der wirtschaftlichen Zusammenbrüche und der politischen Umwälzungen der dreißiger Jahre. "
|