Das geheimnisvolle Serum
Fantasy Abenteuer-Roman von Janis Purucker
Angefangen 1993 im Alter von 10 Jahren, fertiggestellt am 13.Mai 1995 mit 12 Jahren
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Kapitel 6
Als ich (anscheinend aus einer langen Ohnmacht) aufwache, ist das erste was ich
sehe, so etwas wie eine Kapelle! Es ist kalt. Ich friere in meinem dünnen
Morgenmantel. Ich setze mich auf. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus!
Neben mir liegt Chris, meine Flasche Orangensaft und die Tasse mit dem Serum
steht auch da!
"Wo bin ich?" frage ich mich. "Was ist geschehn?" , "Was soll ich tun?"
Nach ein paar kurzen Überlegungen entschließe ich mich, zuerst Chris
aufzuwecken. Vielleicht weiß er wo wir hier sind und was wir hier machen
sollen. Doch trotzdem, ich habe wenig Hoffnung. "Chris?" frage ich. "Chris,
bitte wach auf!"
"Hm, was ist denn los?" fragt er noch halb im Schlaf.
"Chris, ich habe Angst! Wir sind nicht da, äh, wo wir, äh, hergekommen sind,
äh, ich glaube, bei so etwas wie einer, äh, einer Kapelle." stottere ich drauf
los.
"Wie bitte? Wo sind wir?" fragt er benommen.
"Jetzt wach doch erst mal auf!" rufe ich. Chris richtet sich auf und schaut in
unsere Umgebung. Seine Augen werden immer größer. "LLLaauurra! Was ist hier
los? Wo bin ich? Was ist passiert?"
"Woher soll ich das wissen? Ich bin auch eben hier aufgewacht." antworte ich
ihm.
"Äh, was? Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. Wir waren doch eben noch im
Krankenhaus, in Philadelphia! Und jetzt? Laura, Laura, ich glaube wir träumen!
Wir sind einfach im Krankenhaus eingeschlafen! Ja, so muss es sein!" träumt
Chris vor sich hin.
"Na, dann haben wir aber einen schönen Traum!" sage ich lachhaft, "Nein nein,
Chris, jetzt komm mal wieder auf die Erde zurück!" sage ich und füge noch
hinzu: "Oder was das hier sein soll!"
"Meinst du wirklich?"
"Ja, wirklich!" versichere ich ihm. Jetzt scheinen seine Gedanken endlich
wachgeworden zu sein: "Hm, aber was wollen wir dann hier? Und wie sind wir
hergekommen? Hm... Naja, ich glaube, wenn wir hier rumsitzen und blöd
quatschen, werden wir es nie herausfinden! Also... Was steht denn hier neben
mir? Die Tasse mit dem Serum? Und hier... Deine Flasche mit Orangensaft!
Hm...Also ich verstehe die Welt, oder diesen Planeten, oder was das ist, nicht
mehr!!"
"Naja, komm, schauen wir uns erstmal um!" schlage ich vor und Chris stimmt zu.
Also stehen wir auf. Was? "Chris, Chris wie sind wir eben aufgekommen, wir
haben doch gar keine Kr...!" fange ich an.
"Laura, Lauraaa! Wir, wir sind..."
"Geheilt, wolltest du sagen, nicht?" vollende ich seinen Satz vor Freude
strahlend. Und wir laufen aufeinander zu und umarmen uns stürmisch. Nachdem wir
uns wieder ein bisschen beruhigt haben, beschließen wir, alles nach der Reihe
durchzugehen. Alle unsere Fragen. Die erste Frage: "Wo sind wir?"
"Also," fange ich an, " ich kann mich noch an...Ah! Ich kann mich erinnern, dass
ich mich, nachdem ich meinen Finger abgewischt hatte, wieder auf dein Bett
setzte und das Wort "Deutschland" nachdenklich sagte - kombiniere: WIR SIND IN
DEUTSCHLAND!"
"Hm, klingt sehr, äh... vernünftig."
"Tja, jetzt die nächste Frage: Wie sind wir hierhergekommen? Hm, nehmen wir
einmal an, es ginge so: Jeder, der mit will, muss, ein bisschen Serum irgendwo an
seinem Körper oder vielleicht auch an einem seiner Kleidungsstücke haben, dann,
müsse man den Ort sagen, wo man hin wollte, tja und dann, dann ist man eben
einfach dort. Doch - halt! Das kann nicht stimmen, denn du hattest zwar das
Serum noch am Finger, doch ich habe es ja abgewischt. Hm..."
Doch da unterbricht mich plötzlich Chris: "Doch!!! Ich weiß!!! Es stimmt schon
so wie du gesagt hast!"
"Aber Chris, ich habe dir doch eben zu erklären versucht..."
"ja," unterbricht mich Chris, "aber schau mal auf deinen Morgenmantel." sagt er
und ich staune nicht schlecht: Auf meinem Morgenmantel sehe ich einen
rot-gelben Fleck schimmern.
"Tja, dann wäre diese Frage wohl auch gelöst." sage ich lächelnd. "Jetzt fehlt
nur noch eine: Warum sind wir hier? Hm... Tja, ich glaube, da müssen wir noch
ein bisschen forschen. Ich schlage vor: Wir schauen einfach mal in diese
Kapelle."
Und Chris stimmt zu. Wir nehmen alles mit. Langsam drücke ich die Türklinke an
dem rechten Torflügel der Kapelle auf. Drinnen scheint durch die bunt bemalten
Fenster Tageslicht herein. Wir sehen uns ein bisschen um. Vor dem Altar sind
fünf Bankreihen. Wir gehen den Gang zwischen den Bankreihen entlang, genau auf
den Altar zu. Unter einem Standbild von Jesus am Kreuz, zwischen rechts und
links zwei brennenden Kerzen, liegt ein Buch. Zunächst halte ich es für die
Bibel und sage meine Vermutung Chris, doch nachdem er das Buch näher betrachtet
hat, schreit er plötzlich auf: " Laura! Das ist das Buch, das ich von dem
Bettler geschenkt bekommen habe! Aber... WAS? Was steht da?"
"Warte äh, auf dieser Seite steht: Hallo ihr beiden, Christian und Laura! Ihr
fragt euch sicher, was ihr hier wollt, ich sage es euch: Wir, ein kleiner
Verein, der nur aus alten Leuten besteht; helfen solchen, die mit dem Leben
nicht mehr klarkommen. Und deshalb wollen wir euch auch helfen! Laura, du
fragst dich jetzt sicher, was du dabei sollst. Das kann ich dir sagen: Du bist
Christians Beschützerin. Du bist die vernünftigere, also führe ihn durch alle
Gefahren, die ihr durchstehen müsst, aber verwöhne ihn nicht zu sehr, er soll ja
trainiert werden!"
Da unterbricht mich Chris wieder: "GRRR! DER SPINNT WOHL! DU MEINE
BESCHÜTZERIN, HA! DAS ICH NICHT LACHE, ICH KANN SELBST AUF MICH AUFPASSEN!"
schreit er.
Ich denke: "Ich verzeihe es ihm, dass er so redet, denn ich hätte wahrscheinlich
auch so reagiert, wenn ich Chris gewesen wäre.
Ich lese weiter: "Aber ich glaube, Christian sieht das auch noch ein, denn
durch all die Gefahren hindurch, die euch erwarten, müsst ihr zusammenhalten. Es
gibt kein Zurück! Ihr musstet ja das Serum haben! Wenn ihr es nicht schaffen
solltet... Naja, aber, wenn ihr alle Aufgaben gemeinsam bewältigt und alle
Gefahren zusammen durchsteht, erwartet Christian mehr Vernünftigkeit, bessere
Leistungen in der Schule, Gesundheit, Frieden mit seinen Eltern und Glück.
Dich, Laura, Gesundheit, Frieden mit deinem Vater, und Glück."
Ich sage beunruhigt dazwischen: "Aufgaben, Gefahren? Hört sich gefährlich an!"
Ich lese weiter: "Aber nun zu eurer ersten Aufgabe: Ihr seid doch hier in einer
Kapelle, nicht? Also, eure erste Aufgabe wird sein, hier aus dieser Kapelle
herauszukommen, denn in diesem Moment schließt sich die Tür."
"Was?" schreit Chris und rennt zur Tür. "Mist, zu!" ruft er.
"Oh, Gott hilf uns." stammele ich. Ich lese weiter: "Also, ich gebe euch ein
paar Tips. Hier in dieser Kapelle sind ein paar Hinweise versteckt, auf denen
draufsteht, wie und wo man rauskommt. Es müssten insgesamt zwei sein. Ach ja,
eines noch: Da ich annehme, dass ihr es an einem Tag nicht schafft, hier
herauszukommen, die Bankheizungen sind eingeschaltet. Viel Spaß! Und: nehmt
dieses Buch mit, alle eure Aufgaben stehen drin."
"Jetzt ist die Seite zu Ende." sage ich. Ich sehe ein paar Seiten weiter, aber
es steht nichts da. Komisch. Ich sehe mich nach Chris um; er sitzt in der
ersten Bankreihe und hat mir aufmerksam zugehört.
"Hm," sagt er nachdenklich, "dann müssen wir wohl anfangen zu suchen."
"Ja, komm, sehen wir mal unter den Altartisch... Hm, da ist nichts."
"Laura, Laura, ich glaube da ist etwas!"
Ich schaue zu ihm hin. Er kramt unter dem Sitzkissen einer Bank. Ich laufe hin.
"Da drunten soll was sein?" frage ich ihn ungläubig.
"Ja, ich hab's gleich... Ja! Ein Papierfetzen!
"Was steht drauf?" frage ich ihn.
"Lies du vor!"
Das war nur ein Scherz! Habt ein Herz!
Ich sage verärgert: " HA, HA, HA, IST WIRKLICH SEHR LUSTIG!"
Auch Chris ist enttäuscht. Aber es hilft alles nichts, wir müssen weiter
suchen! Wir suchen alle Bankreihen durch; fassen drunter, schauen drunter,
aber... Nichts! "Irgendwie glaube ich auch, dass wir hier heute nicht mehr
rauskommen!" sage ich seufzend, als ich auch die letzte Bank untersucht habe
und nichts gefunden habe.
Plötzlich ruft Chris von irgendeiner Richtung her: "Laura, Laura, komm schnell,
ich glaube, ich habe was!"
Ich sehe mich um. Chris steht vor dem Altar und greift mit einem Arm dauernd
wieder hinter das große Jesuskreuz. Ich laufe hin. Doch als ich bei ihm
angekommen bin, schreit er plötzlich: "AUUUUUU!" Er zieht seine Hand
blitzschnell hinter dem Kreuz hervor. Ich sehe, dass seine Hand stark blutet.
Schnell renne ich zu einer Bank und reiße mit einer gewaltigen Kraft das
Sitzkissen herunter. Ich zerreiße es noch ein paar Mal, so dass ein Stück daraus
entsteht, das ich Chris um die Hand wickle.
Als wir uns vom ersten Schrecken erholt haben, sagt Chris: "Danke Laura, aber
schau!" Und er macht seine Faust auf : Darin ist ein zerknitterter Zettel.
"Hoffentlich nicht wieder ein Scherz!" denke ich und nehme ihn. Ich lese:
Erster Hinweis: Der Knopf
"Hm," sagt Chris, "der Knopf... Ja, aber wo?!"
"Tja, wenn wir das wüssten!" seufze ich. Obwohl es mich sehr wundert: Es muss
mittlerweile schon 6 Uhr abends sein, denn nur noch wenig Licht dringt durch
die bunten Fenster der Kapelle. "Komisch," sage ich zu Chris, "es war im
Krankenhaus doch erst Nachmittag und jetzt wird es schon dämmerig."
"Ja, das ist mir auch schon aufgefallen." sagt Chris, der sich auf eine Bank
gesetzt hat.
Ich denke scharf über alles nach. Plötzlich rufe ich: "Aber, halt, halt, halt,
da stimmt doch was nicht! Ich weiß nicht, aber irgendwas ist da faul... JA! Als
ich hier neben dir aufgewacht bin, da stand die Sonne noch hoch am Himmel! Und
jetzt...jetzt dämmert es schon! Also ich werde heute noch verrückt! Wo sind wir
hier bloß gelandet! Ich glaube kaum, dass das Deutschland ist!"
"Tja, ich kenne mich auch nicht mehr aus. Aber eines steht fest: Wenn wir hier
raus wollen, dann schaffen wir das auf keinem Fall, wenn wir nur rumsitzen! Wir
müssen herausfinden, was es mit diesem Knopf auf sich hat!"
Ich stimme ihm zu und wir suchen weiter. Als wir nach ca. 2 Stunden immer noch
nichts gefunden haben, setzen wir uns erschöpft.
Ich fange an: "Irgendwie habe ich ein komisches Gefühl im Magen! Was ist das
bloß... Oh! Ich glaube ich habe Hunger! Und vor allem Durst! Ich kann doch
nicht das Weihwassergefäß austrinken!"
Doch plötzlich unterbricht mich Chris: "Hey, wir haben doch den Orangensaft
mitgebracht!"
"Ach ja! Wo haben wir den denn hingestellt..."
Ich stehe auf und sehe mich um. "Ah! Dort hinten! Auf der letzten Bank!
Gottseidank haben wir alles mit hereingebracht!"
Wir trinken die halbe Flasche aus, - das heißt, wir hätten die ganze Flasche
ausgetrunken, wenn ich nicht dazwischen gesagt hätte: "Ich glaube, wir werden
uns hier in diesem 'LAND' ( ich spreche das Wort spitz aus) länger aufhalten
müssen. Wer weiß, ob es da was zu trinken gibt! Ohne Essen hält man es lange
aus, aber ohne etwas zu Trinken?! Wir hätten schon nicht mal so viel trinken
dürfen!"
Chris stimmt mir seufzend zu und hört auf. Es ist mittlerweile ganz dunkel
geworden. Wir sehen fast nichts mehr. Also blasen wir die Kerzen auf dem Altar
aus und legen uns auf zwei Bänke. Gottseidank gibt es eine Sitzbankheizung! Ich
sage zu Chris: "Gute Nacht und... wir werden es schon irgendwie schaffen."
"Ja. Gute Nacht Laura." antwortet mir Chris.
Und obwohl wir auf den Bänken recht hart liegen, schlafen wir nach einiger Zeit
ein.
Übereinstimmungen mit wahren Handlungen oder lebenden Personen ist unbeabsichtigt, rein zufällig und auch extrem unwahrscheinlich!